Simone Harre
13 May
13May
Mein Traum:  Ich würde abends zufrieden die Tür zu meiner Käserei schließen, mich  freuen, dass ich die Regale mit stark riechenden Käselaibern gefüllt  hätte, würde zufrieden mein müffelndes Arbeitskleid ausziehen und mein  nächtliches Negligee überstreifen..., dann ginge ich hinaus zu meinen  Kamelen. Ich gäbe jedem von ihnen einen Kuss auf ihre dicken, weichen,  haarigen Hängelippen. Nur Knut, mein Lieblingskamel, das mit den zwei  ziemlich schief und schlaff herabhängenden Spitzhöckern, würde ich  zärtlich aus dem Gatter und durch die milde Nacht führen. Ich würde  aufsitzen, meinen Hut gerade rücken, es sanft in die Seiten stoßen, dem  prallen kanadischen Mond entgegen reiten und gemeinsam mit Knut  urzeitlich in die Dunkelheit röhren. Vielleicht würde ich hernach auf  meiner hölzernen Veranda bei Kerzenschein, Rotwein und dem Geräusch  nagender Termiten noch ein paar Takte über das große Glück verlieren,  aber nachdenken müsste ich nicht. Und wenn ich spät abends ins weiche  Bett fiele, hörte ich das Rauschen des Windes, der duftend und zischend  vom See her durch das offene Fenster flöge. Ich würde mich einhüllen in  das zähe Ticken der Uhren und in einem letzten Atemzug, da mir die  Feuchte der Nacht großmütig dampfend in die Nase stiege... schlösse ich  seufzend die Augen. Nur ein Traum?
(Fundstück eines 15. Mais.... in meinen Notizen)
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